Zwischen hip und historisch: In der Feilitzschstraße frühstückt man im Deli wie in New York und sitzt im schicken Schwabinger Restaurant, bevor man den ältesten Bauernhof im Viertel oder ein echtes Schloss besucht.
Wer an Altschwabing denkt, der hat verzierte Altbaufassaden vor Augen, das buckelige Kopfsteinpflaster und den wunderbar grünen Englischen Garten. Das „Alt“ suggeriert eine gewisse Gemütlichkeit – gar nicht so einfach, sich vorzustellen, dass hier in den 60er- und 70er-Jahren die wildesten Partys gefeiert wurden. Denn wenn man sich heute in die Feilitzschstraße setzt und die Schwabinger bei ihren liebsten Tätigkeiten beobachtet, hat man eher den Eindruck, das Nachtleben spielt keine Rolle mehr: Frühmorgens wird fröhlich Iced Cappuccino bestellt, ein wichtiges Telefonat geführt oder um den Kleinhesseloher See gejoggt.
Die Straße beweist, dass Alt und Neu wunderbar nebeneinander funktionieren können – der coole Sneakerladen und der historische Bauernhof, ein neoklassizistisches Schlösschen und ein hippes New Yorker Deli.
Die Feilitzschstraße als Ausgangspunkt ist gleich aus mehreren Gründen spannend, um Altschwabing kennenzulernen: Zum einen führt sie von der Münchner Freiheit, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Viertels, bis zum Englischen Garten, einem der größten Parks der Welt. Zum anderen beweist die Straße auch, dass Alt und Neu wunderbar nebeneinander funktionieren können – der coole Sneakerladen und der historische Bauernhof, ein neoklassizistisches Schlösschen und ein hippes New Yorker Deli.
Als Vorbild für das Occam Deli dienen tatsächlich die New Yorker Delis an der Lower Eastside. Das Café hat bereits 2002 in der Feilitzschstraße eröffnet – das Konzept ist seither gleich geblieben: Man bekommt Frühstück, Mittagessen, Dinner, zwischendurch immer hervorragenden Kaffee und eine große Auswahl an Kuchen. Wie für ein Deli üblich, kann man vor Ort außerdem ein paar Lebensmittel einkaufen: Granola, Marmeladen, Olivenöl, Gewürze und den hauseigenen Wein. Auf den ist Betriebsleiter Raffaele besonders stolz, denn er ist gelernter Sommelier.
„Rund um das Occam Deli gibt es eine hohe Dichte an Kneipen und trotzdem ist die Stimmung immer friedlich – das mag ich an der Ecke!“
„Hier kommen die verschiedensten Leute zusammen, wir haben viele Stammgäste von Jung bis Alt“, erzählt er uns. Der Blick auf die Terrasse bestätigt diese Beobachtung: Hier sitzt die Schwabing-Mami neben dem alteingesessenen Hippie. Was ist typisch für Altschwabing? Raffaele muss lachen: „Es gibt viel Altbestand, sowohl an Häusern, als auch an Menschen“. Abends wird die Feilitzschstraße aber jünger, sobald man sich am Wedekindplatz auf ein Feierabendbier trifft. „Rund um das Occam Deli gibt es eine hohe Dichte an Kneipen und trotzdem ist die Stimmung immer friedlich – das mag ich an der Ecke!“, erzählt uns Raffaele.
Auf dem Wedekindplatz befand sich früher noch der Altschwabinger Dorfplatz – etwas von seinem dörflichen Charakter hat sich der Platz behalten. Er ist heute ein wichtiger Treffpunkt, ähnlich beliebt wie der Gärtnerplatz. Nicht zu übersehen ist die krumme Laterne, die zur Erinnerung an die Kultkneipe „Bei Gisela“ errichtet wurde. Das Lokal wurde 1952 von der Münchner Chansonsängerin „Schwabinger Gisela“ in der Occamstraße 8 eröffnet – heute befindet sich hier das Vereinsheim. Die sogenannte „Schwabinger Laterne“ ist nur einer von vielen Orten, die in der Feilitzschstraße von einer anderen Zeit erzählen.
Besondere Aufmerksamkeit erlangte die Schwabinger 7, als unter dem Lokal eine Fliegerbombe gefunden wurde, die jederzeit hätte hochgehen können. Danach witzelte man, die Partys wären wohl nicht wild genug gewesen.
Nicht weniger geschichtsträchtig ist die Schwabinger 7, die ebenfalls in den 50ern eröffnete. Viele Jahre war die „Schwasi“, wie die Münchner sie nennen, eines der letzten alternativen Lokale im schicken Viertel. 2011 musste die Kultkneipe in der Hausnummer 7 nach viel Protest gegen eine Schließung in die Feilitzschstraße 15 umziehen. Besondere Aufmerksamkeit erlangte sie ein Jahr später, als unter dem Lokal eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde, die jederzeit hätte hochgehen können. Danach witzelte man, die Partys wären wohl nicht wild genug gewesen.
International bekannt wurde auch der Drugstore, ein Hippie-Lokal aus den 60er Jahren – hier standen schon Mick Jagger und Romy Schneider an der Bar. Später wurde aus der Diskothek im oberen Stock ein Travestietheater, heute befindet sich dort die Kleinkunstbühne Heppel & Ettlich. Und wer sich eher für Hochkultur als Hippiekult interessiert, der wird in der Feilitzschstraße genauso fündig – vor allem vor der Hausnummer 32: Hier wohnte nicht nur Thomas Mann und schrieb zwischen 1899 und 1902 an die Buddenbrooks, im selben Haus befand sich der Redaktionssitz der satirischen Wochenzeitschrift „Simplicissimus“. Etwas weiter vorne in der Hausnummer 3 hatte Paul Klee von 1908 bis 1919 sein Atelier.
Sogar im Werneckschlößl hat der Maler für drei Monate arbeiten dürfen. Das Schloss Suresnes befindet sich an der Ecke zur Werneckstraße und hat daher auch seinen Spitznamen. Es wurde zwischen 1715 und 1718 erbaut und erstreckt sich auf einer Fläche von etwa einem Hektar. Leider ist es für Gäste nicht zugänglich, aber allein ein Blick in den französischen Garten lohnt sich. Ein paar Schritte weiter befindet sich das das älteste landwirtschaftliche Gebäude in Schwabing: der Viereckhof. Dieser wurde im 13. Jahrhundert errichtet und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder renoviert. Heute befinden sich hier die Seminarräume der Katholischen Akademie Bayern.
Obwohl die Straße nicht sonderlich lang ist, stehen hier 18 denkmalgeschützte Gebäude. Die historischen Wohnhäuser sind teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert.
Die Feilitzschstraße hält einige spannende Highlights bereits, wenn es um Architektur geht. Obwohl die Straße in Altschwabing nicht sonderlich lang ist, stehen hier 18 denkmalgeschützte Gebäude. Die historischen Wohnhäuser sind teilweise noch aus dem 18. Jahrhundert, es kommen aber auch immer mehr Neubauten hinzu. Umso näher man dem Englischen Garten kommt, desto dörflicher wird es: Das Kopfsteinpflaster ersetzt die Betonstraße, die Bäckerei Butterbrot feiert 20-jähriges Jubiläum und die frühere Dorfkirche Schwabings St. Sylvester freut sich über Gäste. Sie gehört übrigens zu den ältesten Kirchenorten Münchens, schon im Jahr 782 wurde ein Kirchenbau an genau dieser Stelle urkundlich erwähnt.
In einem der schönen Altbauten im hinteren Teil der Feilitzschstraße befindet sich, fast ein wenig versteckt, der Laden des Münchner Traditionsunternehmens halfs – eine der letzten Adressen, bei der Schuhe traditionell noch genäht statt geklebt werden. Neben Wander- und Trachtenschuhen stehen auch Freizeitmodelle wie Stiefeletten oder Chelsea Boots im Regal. Jan, der heute im Verkauf arbeitet, erzählt uns: „Wir haben viele Kunden, die aus dem Umland und der ganzen Welt zu uns kommen, weil es immer weniger traditionelle Schuhmacher gibt.“
Jan mag an der Feilitzschstraße, dass sie noch sehr gemütlich ist, obwohl Schwabing schon seit Jahrzehnten ein beliebtes und belebtes Viertel ist.
Wenn Jan seine Mittagspause nicht gerade bei Türkitch mit einem Halloumi Dürüm verbringt, trifft man ihn im Butterbrot nebenan: „Das ist seit 20 Jahren eine Institution in der Straße – ein echtes Stück Schwabing. Ein kleines, nettes Café, in dem sich alle Altersschichten bei Kaffee und Kuchen treffen.“ Er mag an der Feilitzschstraße, dass sie noch sehr gemütlich ist, obwohl Schwabing schon seit Jahrzehnten ein beliebtes und belebtes Viertel ist: „Unser Haus gehört zum Beispiel der Kirche, ein Mann wohnt schon sein ganzes Leben hier. Das gibt es nicht mehr so oft!“